Montag, 7. Dezember 2015

Rezension: Inside IS. 10 Tage im "Islamischen Staat" - Jürgen Todenhöfer






Titel: Inside IS - 10 Tage im "Islamischen Staat"
Autor: Jürgen Todenhöfer
Verlag: C. Bertelsmann Verlag
Einband: Hardcover
Preis: 17,99€ [D]
Seitenanzahl: 282
Reihe: -








"Wer den Islam nicht annimmt oder Schutzgeld zahlt, den werden wir töten. Ob 150 Millionen, 200 Millionen oder 500 Millionen - die Anzahl ist uns egal."


Klappentext:

Zehn Tage lang reiste Jürgen Todenhöfer als erster westlicher Publizist in Begleitung schwer bewaffneten Jihadisten durch den "Islamischen Staat". Eine abenteuerliche Unternehmung mit ungewissem Ausgang. Doch nur so ist es möglich, das Leben der gefährlichsten Terroristen der Welt hautnah nachzuvollziehen, ihren Alltag, ihre Motive. Bislang ist es niemandem gelungen, den IS so genau zu recherchieren. Todenhöfer: "Man muss dort gewesen sein, um das IS-Phänomen zu verstehen. Man muss seine Feinde kennen, wenn man sie besiegen will."

Eindringlich wird vor den radikalen und unmenschlichen Zielen des IS gewarnt, für die es keine Rechtfertigung gibt. Vor allem keine islamische. Der IS sei ein Kind des völkerrechtswidrigen Krieges gegen den Irak. Todenhöfers dramatischer Report aus dem "Reich des Bösen" ist eine eindringliche Mahnung, um einen politischen Ausweg aus der Gewaltspirale im Mittleren Osten zu finden. Und ein Plädoyer für eine klügere Antiterrorpolitik.

Meinung:

Jürgen Todenhöfer ist ein Mann, der meiner Meinung nach, einen sehr großen Respekt verdient hat! Er möchte stets die Wahrheit erfahren und redet deshalb immer mit beiden Seiten. Außerdem sieht er sich dabei nicht als politische Positionierung. Da er sich eben nicht auf eine Seite stellt, passiert es leicht, dass er auf beiden Seiten Feinde bekommt.

Natürlich ist es eine Gratwanderung, aber Todenhöfer beherrscht sie. Wenn ich an einige Situationen zurückdenke, die ich in diesem Buch gelesen habe, graut es mir allein bei der Vorstellung, mit solchen Leuten zu reden - ich könnte das definitiv nicht.
Manch anderer würde nicht genau hinhören, er tut dies allerdings. Er hört zu und lässt sich nicht vereinnahmen. Das zeichnet ihn als einen besonderen Journalisten aus, dem ihm auch das Recht gibt, solche Gespräche zu führen. Alle Leser und somit auch die Regierung profitieren davon, denn nur so bekommen wir einen wahren Einblick in die Welt und Ideologie des IS und begreifen, wie gefährlich dieser ist.

Auch schreibt Todenhöfer nicht immer das, was andere hören oder in dem Fall lesen möchten. Er schafft es, dass man ihm zuhört und dass man sein Buch liest. Er gibt den Tätern ein Gesicht und schafft es, den bekannten deutschen IS-Mann Abu Qatadah von seinen ehrlichen Absichten zu überzeugen, sodass dieser ihm die E-Mail-Adresse seiner Mutter gibt, damit Todenhöfer Kontakt zu ihr aufnehmen kann. Es ist verletzend, wenn man das Interview liest. Abu Qatadah war ein toller, kluger und sehr menschlicher junger Mann, bevor er sich dem IS zuwandte. 

Todenhöfer möchte in keinem Fall Verständnis für die Ideologie des IS wecken und schon gar nicht verharmlosen. Er hört sich nicht nur beide Seiten an und redet mit ihnen. Nein, er kritisiert auch beide scharf. "Als ich 1975 als junger Abgeordneter der indischen Premierministerin Indira Ghandi einen unerbetenen Vortrag über die Bedeutung der Menschenrechte für die westliche Politik hielt, fragte sie erstaunt: 'Glauben Sie das wirklich?'"

Er beginnt das Buch mit der Geschichte des "Islamischen Staats". Im zweiten Kapitel erklärt er unser verklärtes Bild vom moralisch überlegenen Westen auf. Im nächsten Kapitel erzählt Todenhöfer davon, wie man auf dem Weg der Wahrheitsfindung zwischen die Fronten geraten kann, wenn man darauf beharrt, objektiv bleiben zu dürfen und mit beiden Konfliktparteien zu sprechen.

Im Juni 2014 reist Jürgen Todenhöfer in den Irak, um sich ein Bild der aktuellen Lage zu machen. Er besucht verschiedene Flüchtlingslager. Wenig später werden Gespräche, die über Skype stattgefunden haben, wiedergegeben. Mit Abu Qatadah, seinem Hauptansprechpartner, bespricht er auch die Bedingungen für die Reise.
Ihm wird versichert, dass er lebendig wieder zurückfliegen kann - er bekommt Schutz vom IS. Als erster Journalist soll er es überleben.
Im zweiten Teil des Buches geht es um die Reise. Mit der Überschrift "Grobe Skizzen eines Albtraums" verdeutlicht er, wie es ihm während der Reise erging. Auch wird direkt klar, dass er nicht ganz frei war, denn hat man eine Kamera und die restliche Ausrüstung eines Journalisten dabei, kann man eine sehr genaue Skizze wiedergeben und nicht nur eine "grobe". Sie mussten ihre elektrischen Geräte (Handys, Tablet etc. pp.) abgeben und filmen durften sie auch nur eingeschränkt. Zudem wurde am Ende das ganze Material vom IS durchgeschaut und teilweise gelöscht.
Trotz allem ist der Bericht sehr genau und liest sich spannend wie ein Krimi.

Als Christ und Islamkenner spricht Todenhöfer mit hoher Wertschätzung von dieser Religion und ihrem Propheten. Seinen Gesprächspartnern im IS konfrontiert er wegen seines Wissens mit den Widersprüchen, in denen ihre Ideologie zur islamischen Lehre steht. Aber natürlich sehen die IS-Männer das alles anders. "Nur wer unter einer Sharia lebt ist ein wahrer Muslim. Ein wahrer Muslim stellt die demokratischen Gesetze nicht über die Allahs."
Am Ende des Buches bekommen wir noch einen Brief zu lesen, den Todenhöfer nach seiner Reise verfasst hat, der an den Kalifen Abu Bakr Al Baghdadi ging - so viel Mut wünscht man sich manchmal doch tatsächlich auch.

Bewertung:

Sims 3 Resort – Bewertung: fünf Sterne

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